Translater:
Eine zentrale und besonders heikle Rolle spielen im modernen Turbokapitalismus die Zentralbanken. Die Zentralbanken haben das Recht, quasi aus dem Nichts Geld zu erfinden und es an Geschäftsbanken weiterzuverleihen. Die Zentralbanken steuern also die Geldmenge, sie sorgen für Liquidität, wenn man es dann unbedingt positiv ausdrücken möchte.
Doch nach meinem Empfinden wird mit dem Instrument der Zentralbanken das kapitalistische System gehörig unterwandert. Denn die Zentralbanken treten quasi als Konkurrenz der anderen Geldgeber auf. Es ist kein Kunststück, hohe Milliardenbeträge zu einem Minimalzins von 0.25 Prozent im Jahr zu vergeben, wenn man kein "echtes" Geld dafür in die Hand nehmen muss, es sogar nicht einmal mehr zu drucken braucht. Es genügt die elektronische Geldanweisung von einem imaginären Konto, auf denen sich gar keine Einlagen befinden.
Nehmen wir als Beispiel Otto Normalbürger, der sich nach einem langen Arbeitsleben 50.000 Euro zusammengespart hat. Wenn den Zentralbanken auferlegt würde, nur noch mit realem Geld zu dealen, wären die Spargelder der Bevölkerung ein begehrtes Gut. Selbst ein Sparbuch mit dreimonatiger Kündigungsfrist könnte eine satte Rendite einfahren (vielleicht 3 Prozent über der Inflationsrate).
Das
Recht der Zentralbanken, Geld zu "erfinden" und es konkurrenzlos
billig zu verleihen, führt aber zu einer absurden
Konkurrenzsituation. Das ehrlich verdiente "echte" Geld der Sparer
ist wenig gefragt und wirft keine Rendite mehr ab, wenn die Zinsen
sich noch unterhalb der Inflationsrate bewegen. Im Dezember 2009
bringt eine Spareinlage mit einjähriger Bindung gerade einmal
1,45 % (Durchschnittswert), die dann auch noch versteuert werden
müssen.
Nachtrag: Fünf Jahre später war es noch schlimmer,
da gab es quasi gar nichts mehr und man durfte froh sein, wenn
auf einen
Negativzins verzichtet wurde.
Weil
die normalen, sicheren Spareinlagen inflationsbereinigt an Wert
verlieren, kommt es folgerichtig zu einer Überhitzung an den
Spekulationsmärkten. Der frustrierte Sparer sieht sich
genötigt, sein Kapital in Aktien, Immobilien, Rohstoffen oder
Fremdwährungen anzulegen.
Nach dem gleichen Muster der Kleinsparer handeln auch die
Großanleger. Auch sie wollen sich nicht mit der schleichenden
Entwertung ihres Vermögens abfinden und suchen daher
renditeträchtigere (spekulative) Investitionen. Dies nährt
dann die Hedgefonds und ähnliche Abartigkeiten, die den
Kapitalismus so richtig aufmischen.
Wenn über die Zentralbanken pausenlos billiges Geld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt wird, geht letztlich auch jegliche Moral und Wirtschaftlichkeitsrechnung baden. Es fließt massenhaft Geld in Projekte, die sich bei nüchterner Betrachtung (und wenn es nur ehrliches "echtes" Geld geben würde) gar nicht lohnen würden.
Der Gigantismus in Dubai offenbart, wie der von den Zentralbanken entfachte Turbokapitalismus die Regeln der Vernunft auslöscht. Aber auch in den alten und neuen Industriestaaten torpediert das Billigkapital die Gesetze der freien Marktwirtschaft. Leichtfertig vergebene Billigkredite ermöglichen arbeitsplatzabbauende Automatisierungen, die unter realen Marktgesetzen völlig indiskutabel wären. Ob vollautomatische Fabrikanlagen, riesige Einkaufspaläste oder tollkühne Wolkenkratzer - überall pfuscht das Spielgeld der Zentralbanken dazwischen und führt bodenständige Effizienzrechnungen ad absurdum.
Muss
es überhaupt Zentralbanken geben, die nach eigenem Ermessen Geld
in unbegrenzter Höhe erfinden (= drucken), verleihen und wieder
einsammeln können? Die dann auch noch das Recht haben, die
Zinssätze (Leitzinsen) selbst festzulegen?
Ist es gut und richtig, dass Zentralbanken das normale Zinsniveau
durcheinanderwirbeln und damit der Spekulation Tür und Tor
öffnen? Ist es zum Beispiel wirklich der Weisheit letzter
Schluss, den Geschäftsbanken für 0,25 Prozent Jahreszinsen
hohe Milliardenbeträge auszuleihen, damit diese dann das Geld an
den Rohstoffmärkten oder in Staatsanleihen anlegen und damit
absurde Gewinne einfahren?
Der rasche Preisanstieg an den Rohstoffmärkten im Krisenjahr
2009 steht im direkten Zusammenhang mit den Billigkrediten der
Zentralbanken (der Bürger zahlt auch hier wieder einmal die
Zeche).
Es
stimmt: Die Zentralbanken haben in den letzten 20 Jahren die
Inflation in den Griff bekommen. Aber um welchen Preis? Der
permanente Eingriff in das Marktgeschehen manipuliert die
Weltwirtschaft - das natürliche Spiel der Kräfte wird
weitgehend ausgesetzt.
Und wo findet sich der Beweis, dass die Zentralbanken es waren, die
die Inflationsrate im Zaume hielten? Seit 30 Jahren beobachten wir in
den alten Industrieländern einen Rückgang der
Reallöhne - bei einem solchen Trend wären hohe
Preissteigerungen ohnehin kaum vorstellbar.
Die Frage stellt sich doch eher andersherum: Welchen Anteil haben die Zentralbanken an dem merkwürdigem Phänomen rückläufiger Arbeitseinkommen trotz stetig steigender Produktivität? Richten die Eingriffe der Zentralbanken am Ende weit mehr Schaden als Nutzen an?
Der
Kapitalismus bleibt unberechenbar, solange die Zentralbanken nach
Gutsherrenart und weitgehend im Verborgenem schalten und walten und
immer wieder neues Geld "erfinden" können.
Dass die Geldmenge einer wachsenden Wirtschaft hin und wieder
erhöht werden muss, ist einzusehen. Aber diese Diskussion
müsste öffentlich und im Parlament ausgefochten werden.
Ebenso wie steuerliche Veränderungen dürfte neues Geld nur
mit Bedacht in den Wirtschaftskreislauf eingeschleust werden.
Vor
allem darf nicht Geld in den Markt gedrückt werden, obwohl
bereits genügend Anlagekapital in der Welt umhergeistert. Geld,
das kaum noch Abnehmer findet. Weder Staat noch Zentralbanken
haben die Aufgabe, die Sparzinsen unter die Inflationsrate zu
drücken (schleichende Enteignung).
Neues Geld könnte erfunden/gedruckt werden, wenn die Realzinsen
für einfache Spareinlagen eine bestimmte Schmerzgrenze
überschreiten (etwa drei Prozent). Das wäre dann ein
Signal, die vorhandene Geldmenge an die gewachsene Volkswirtschaft
anzupassen.
Denkbar wäre auch ein automatisches Anpassungssystem: Die Geldmenge wächst im Einklang mit dem Wirtschaftswachstum. Würde beispielsweise das deutsche BIP innerhalb eines Jahres um zwei Prozent steigen, könnten ca. 40 Milliarden Euro in die Staatskasse fließen (eine zusätzliche Finanzierung des Staatshaushalts). Dieses System wäre genau überschau- und berechenbar - die Bevölkerung und alle Marktteilnehmer wüssten, woran sie sind.
Wenn
ein Staat über eine eigene Zentralbank verfügt, lässt
sich das irgendwie noch nachvollziehen. Aber kann eine Zentralbank
funktionieren, die gleichzeitig für 15 souveräne Staaten
zuständig ist?
Wie will sie das Zinsniveau steuern, wenn Staatsverschuldungen und
Inflationsraten weit auseinanderklaffen? Was macht sie mit
Ländern, die immer weiter in die Verschuldung abdriften?
Der Euro als Einheitswährung kann nicht die wirtschaftliche Stärke eines Landes widerspiegeln. Hätte Griechenland noch seinen Dinar, würde dieser wegen der sich auftürmenden Probleme durch den normalen Marktmechanismus abgewertet. Dadurch könnte Griechenland wieder mehr exportieren (bei gleichzeitiger Erschwerung der Importe). Diese natürlichen Selbstheilungskräfte wurden mit dem Euro aufgegeben. Aber kann das auf Dauer funktionieren, wo immer mehr Eurostaaten in die Bredouille geraten?
Schon bei der Einführung des Euro traten die Schwierigkeiten zu Tage: Kaum ein Staat (nicht einmal Deutschland) erfüllte die vier "unabdingbaren" Aufnahmekriterien - dennoch wurde das große Experiment einfach in Gang gesetzt.
Es
hat den oberflächlichen Augenschein, dass die Zentralbanken
durch ihr billiges Geld zur Entschärfung der Krise beigetragen
haben. Doch dies ist nur eine Mutmaßung, denn wie es ohne
Geldschwemme der Zentralbanken gelaufen wäre, weiß
niemand.
Fest steht jedoch: Ohne billiges Zentralbankgeld (vor allem in den
USA) wäre diese Krise gar nicht erst entstanden! Die
Immobilienblase wurde schließlich durch die US-Notenbank
genährt! Etwas sarkastisch könnte man vielleicht sagen: Die
Zentralbanken tragen zur Überwindung von Krisen bei, die es ohne
ihr Einwirken gar nicht geben würde.
Und niemand weiß dabei, wohin die Reise geht. Denn die Ursachen der Krise werden kaum angegangen. Das Billiggeld der Zentralbanken wirkt wie ein betäubendes Schmerzmittel, welches die wahren Krankheitsherde unserer Weltwirtschaft vernebelt. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben - gut möglich, dass die zweifelhaften Rettungsmanöver in der aktuellen Weltwirtschaftskrise ein weit schlimmeres Desaster heraufbeschwören, welches sich dann nicht mehr mit unredlichem Kunstgeld vertuschen bzw. verschieben lässt.
Das Experiment der "internationalen Arbeitsteilung" (Globalisierung durch den Abbau der Zölle) ist gescheitert! Wer sich dieser Einsicht verweigert, wird den echten weltwirtschaftlichen Zusammenbruch kaum mehr verhindern können.
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sämtlicher Texte: Manfred Julius Müller (unabhängiger,
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Verhängnisvolle
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"Deutschland
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"Deutschland
profitiert ganz besonders
"
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"Würde
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(Stimmt
das?)
"Die
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Steuerflucht!"
(Stimmt
das?)
"Fridays
for Future!"
(Stimmt
das?)
"Es
gibt nun keinen Zweifel mehr an der Profitabilität von
Elektroautos!"
(Stimmt
das?)
"Das
ist rückwärtsgewandtes Denken ..."
(Stimmt
das?)
"Wir
leben in einer parlamentarischen Demokratie!"
(Stimmt
das?)
"Wir
sind die Partei der Mitte!"
(Stimmt
das?)
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alle sind Deutschland!"
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das?)
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Impressum
©
Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung
Dezember 2009, aber noch immer aktuell.
Manfred
J. Müller analysiert seit 40 Jahren weltwirtschaftliche
Abläufe. Er gilt als wegweisender Vordenker. So forderte er zum
Beispiel schon vor 20 Jahren eine Art Lieferkettengesetz,
das Hersteller und Händler verpflichtet, nur fair entlohnte und
produzierte Waren nach Deutschland einzuführen (wurde endlich im
Mai 2021 Gesetz). Außerdem empfahl er schon ewig eine
Mindestgewinnsteuer für Großunternehmen auf im
Inland angefallene Umsätze (Joe Bidens Vorschlag von einer
globalen Mindestertragssteuer im Frühjahr 2021 zielt zwar
endlich in die gleiche Richtung, ist aber viel zu lahm und wird sich
international kaum umsetzen lassen). Seit drei Jahrzehnten
kämpft Manfred J. Müller auch für seine Idee einer
Lohnkostenreform (schrittweiser Abbau der
Sozialversicherungsbeiträge bei einer Gegenfinanzierung
über Mehrwertsteuern und Zölle).
Auch seine Empfehlung, einem ausgewählten afrikanischen
Entwicklungsland beim Aufbau
eines Renten-Generationenvertrages
zu unterstützen (um das Bevölkerungswachstum
einzudämmen und echte Kaufkraft ins Land zu pumpen) findet
zunehmend Fürsprecher.
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred Julius Müller
Geht
es in unserer Demokratie am Ende nur um den Machterhalt der
etablierten Parteien? Damit sich an eingefrorenen
Grundsätzen (EU, Euro, Zollfreihandel, Kriegsbeteiligungen,
antinationale Multikulti-Ideologie usw.) nichts ändert? Auch
wenn dadurch sich der seit
1980 anhaltende Niedergang
Deutschlands
weiter fortsetzt?